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3 Gründe den Winter hindurch zu schwimmen – und wie es gelingt

Wenn Herbst und Winter vor der Tür stehen und die Außentemperaturen fallen, werden das warme Wasser im lokalen Schwimmbad und die beheizten Umkleiden dort umso verlockender.

 Was aber treibt einige von uns sich auch weiterhin durch die kalte Jahreszeit in ihre Lieblings-Freiluftgewässer zu stürzen? 

1. Es unterstützt das Immunsystem

Neben dem berühmten „Wohlfühlfaktor“, der für gewöhnlich mit großer Begeisterung von jedem Kaltwasserschwimmer bestätigt wird (im Ernst, probier‘ es mal aus – hinterher wirst du wissen was wir meinen), weist auch schon Forschung aus dem Jahre 1998 von Dr. T. Grune an der Klinik für physikalische Medizin und Rehabilitation an der Humboldt Universität darauf hin, dass regelmäßiges kurzes Eintauchen ins kalte Wasser das Immunsystem stärkt.

2. Es macht Spaß

Wenn man Ganzjahresschwimmer fragt, warum sie den Winter über schwimmen lautet die überwältigende Mehrheit der Antworten: Weil es solchen Spaß macht! Ein Schwimmer erklärt: „Im Winter ist Schwimmen meine liebste soziale Aktivität. Alle lachen extrem viel! Das schnelle Fertigmachen, das Wissen, dass wir etwas leicht Verrücktes tun, der Moment, wenn man rein geht, das Hochgefühl extrem wach zu sein, gefolgt von diesem wunderbaren Nachglühen – das ist einfach unschlagbar.“

Ein anderer sagt: “Dieses „High“ bleibt den ganzen Tag – dieses tolle Gefühl schon vor dem Frühstück draußen ein Abenteuer erlebt zu haben, während alle anderen es verpasst haben und sich vor den Elementen verstecken.“

3. Jeder kann es

Oft werde ich von Schwimmern gefragt ob sie zunehmen sollen um den Winter über zu schwimmen. Obwohl ich gerne darauf hinweise, dass schlanke Pinguine äußerst dünn gesät sind (ein tröstliches Mantra), ist die Antwort „nein“. Menschen aller Größen und Staturen genießen das Winterschwimmen, aber es scheint zu stimmen, dass ein kleines Polster manchen Menschen durchaus helfen kann, länger im Wasser zu bleiben.

Sicherheit im kalten Wasser

Es gibt allerdings ein paar grundsätzliche Sicherheitsvorkehrungen, die man kennen sollte:

!! Sicherheit hat immer Vorrang und grundsätzlich sollte man nie alleine schwimmen. Vor diesem Hintergrund ist es eine große Freude eine wachsende Anzahl aktive Clubs und Gruppen in Europa zu sehen, die sich für das Winterschwimmen begeistern und vielen Leuten die Möglichkeit geben, mitzumachen. Einer Gruppe beizutreten oder mit dem derzeitigen Verein im Winter weiterzuschwimmen, sind die besten Wege die Winterschwimmsaison zu beginnen. Es hilft dabei anfängliche Hürden zu überwinden, wie z.B. Genehmigungen einzuholen oder Wetterbedingungen zu überprüfen, da die meisten Gruppen dies für einen übernehmen.

!! Kenne deine Grenzen und bleib nicht zu lange im Wasser: Am Anfang ist sogar eine Minute oder zwei lang genug. Hör auf den Rat von erfahrenen Schwimmern und wenn du unsicher bist, mach immer lieber weniger. Kurzes, aber häufiges Winterschwimmen hilft dem Körper dabei sich an den Schock im kalten Wasser zu akklimatisieren und verhindert das Auftreten einer ernsthaften Unterkühlung.

!! Es ist auch wichtig, genügend warme Kleidung für nach dem Schwimmen dabei zu haben. Wenn du aus dem Wasser kommst wirst du bald die „Honeymoon-Period“ kennenlernen – die paar Minuten in denen du dich umziehen kannst, bevor es dir extrem kalt wird. Zieh dich schnell um, von Kopf bis Fuß, aber lass die Badekappe bis zum letzten Moment auf, bevor du sie durch eine Wollmütze ersetzt, um die Wärme zu halten. Wenn du Schwierigkeiten hast, sei nicht schüchtern und bitte andere Mitschwimmer um Hilfe.

Kaltwasserschwimmen Großbritannien (gilt auch für die Schweiz)

 In den letzten Jahren war das September- und Oktoberwetter im Vereinigten Königreich relativ mild, was den Übergang zum Winter vereinfacht hat. Davon abgesehen ist es nicht ungewöhnlich, dass das Schwimmen, was in einer Woche angenehm schien, in der nächsten plötzlich eiskalt erscheint, besonders wenn es Richtung Oktober geht. Daher solltest du besonders im Winter auf die Luft- und Wassertemperaturen achten und deine Schwimmzeiten und Distanzen entsprechend reduzieren.

Wir erleben in Großbritannien im Sommer in etwa Temperaturen von 15 bis 20 Grad im Meer und in den größeren Binnengewässern (kälter im Norden), und mit etwas Training können die meisten Menschen eine Stunde oder länger bei diesen Temperaturen schwimmen. Im Frühjahr und Herbst können wir Temperaturen von 10 bis 15 Grad haben. Erfahrene Schwimmer können auch dann noch längere Strecken schwimmen, aber die meisten Menschen empfinden dies als ziemlich kalt, besonders bei den niedrigeren Temperaturen. Zwischen 5 und 10 Grad wird es für die meisten Menschen schmerzhaft kalt – besonders wenn man zum ersten Mal ins Wasser geht – aber dies sind die Temperaturen bei denen man wirklich die Begeisterung des Winterschwimmens spürt. 

Bei Temperaturen unter 5 Grad spricht man von Eisschwimmen. Bei diesen Temperaturen brennen meine Hände und ich bekomme das Eiscreme-Kopfschmerz-Syndrom, ein ähnliches Gefühl, wie wenn man Eiscreme zu schnell isst. Eine Meile in unter 5 Grad kaltem Wasser zu schwimmen wird als „Eismeile“ bezeichnet und ist eine bedeutende (und potentiell gefährliche) Herausforderung, die nur von erfahrenen Schwimmern und unter Aufsicht unternommen werden sollte. Für die meisten von uns ist ein kurzes Eintauchen an der Tagesordnung.

Wenn es um die Schwimmkleidung geht, egal ob du dich für oder gegen einen Neoprenanzug entscheidest, ist eine Badekappe unerlässlich um die Wärme zu halten. Um die Kälte abzumildern kannst du auch überlegen ob du zwei Kappen übereinander ziehst oder eine Neoprenkappe benutzt, dazu Ohrstöpsel, Handschuhe und Schuhe. Viele eingefleischte Winterschwimm-Enthusiasten werden darauf beharren, dass man für die beste Erfahrung den Elementen nur in Badeanzug und Badekappe begegnen muss und du wirst möglicherweise feststellen, dass viele Winterschwimmwettbewerbe strenge Kleidungsregeln haben. Lass dich aber davon bitte nicht vom Winterschwimmen zum Spaß abhalten. Wenn du einen Neoprenanzug tragen willst, trag ihn. Wenn du Neoprenhandschuhe und Schuhe tragen möchtest, trag sie. Geh einfach raus und genieß das Wasser.

Der Autor dieses Textes ist John Coningham-Rolls – Vice President of the International Winter Swimming Association
Originalartikel von John Coningham Rolls (30. Sept. 2020) – Übersetzung Marianne Forkel